Lebensqualität statt Luxus: So sehen junge Erwachsene die Welt
Eine Umfrage der Unternehmensberatung EY, die in Kooperation mit der Young China Group LLC entstanden ist, hat sich mit der Frage befasst, welche Lebensziele die Generation Z verfolgt. Ganz oben auf der Liste stehen: Authentizität, Beziehungen und finanziell unabhängig sein.

Wer wurde befragt?
Befragt wurden 10.000 Menschen aus Deutschland, China, Brasilien, Saudi-Arabien, Japan, Südafrika, Indien sowie Südkorea und der USA, die zwischen 18 und 34 Jahre alt waren. Die Umfrageergebnisse zeigen ganz klar, dass traditionelle Lebensmodelle wesentlich stärker als bisher hinterfragt werden – wohl auch deshalb, weil es sich hier um die erste Generation handelt, die mit Internet und sozialen Medien aufwächst. Es sind jene, die nicht die Entwicklung der Online Shops mitbekommen haben, sondern von Anfang an im Internet eingekauft haben. Es sind auch jene, die sich nicht mit Dresscodes und Öffnungszeiten des Casinos auseinandergesetzt haben, sondern die sofort in Casinos mit Plinko ihr Glück auf die Probe gestellt haben. Es sind jene, die Online Glücksspiele als selbstverständlich ansehen. Oder auch nichts Anderes als Online Banking kennen und von Anfang an mit Bitcoin und Co. in Kontakt waren. Übrigens haben 86 Prozent der Befragten angegeben, sie würden sich als Erwachsene betrachten, während 60 Prozent noch bei ihren Eltern leben bzw. bei Betreuungspersonen. Rund 50 Prozent sehen für den zukünftigen Erfolg die mentale sowie körperliche Gesundheit als wichtigsten Indikator; dahinter liegen die Familie, der Wohlstand und die Karriere.
Jobwechsel gehören dazu
Gerade einmal 5 Prozent haben angegeben, sie würden einen Job für die gesamte Berufslaufbahn haben wollen. 6 von 10 der Befragten haben hingegen angegeben, dass sie im Laufe ihres Arbeitslebens zwischen 2 und 5 Arbeitgeber haben werden; 19 Prozent gehen sogar davon aus, mehr als 6 Arbeitgeber zu haben. Für viele der Generation Z sind langfristige Arbeitgeberbindungen uninteressant; wichtig sind die persönliche Entwicklung sowie ein Arbeitsplatz, der zu der eigenen Wertehaltung passt. 70 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der eine klare Haltung hat, während 61 Prozent an einer guten Work Life-Balance interessiert sind.
Was das für Unternehmen bedeutet? Es geht um neue Strategien, wie man Mitarbeiter gewinnt und auf lange Sicht bindet. „Die Generation Z denkt kritisch und hinterfragt bewährte Konzepte – und sie priorisiert Lebensqualität statt Statussymbole. Unternehmen, die sich auf diese neue Realität einstellen, sind klar im Vorteil. Wer das versäumt, könnte schnell den Anschluss verlieren“, so Michael Danninger, Leiter Customer Engagement & Experience bei EY Österreich.
Generation Z fehlt es an Optimismus
Optimistisch sind die Inder: 55 Prozent haben angegeben, sie würden optimistisch sein, wenn sie sich im Alter von 50 Jahren sehen. Mehr als ein Drittel hat jedoch Zukunftsängste. Besonders kritisch und ängstlich ist man in Japan – mehr als die Hälfte blickt pessimistisch in Richtung 50. Geburtstag. Die Klimakrise, geopolitische Unsicherheiten sowie auch der immer größer werdende wirtschaftliche Druck sind belastend. Die Mehrheit hat zudem finanzielle Sorgen, wenn sie an die Zukunft denken. Auch wenn 87 Prozent eine finanzielle Unabhängigkeit als besonders wichtig erachten, haben nur 63 Prozent der Befragten angegeben, sie würden explizit nach Wohlstand streben.
Dabei gibt es starke Unterschiede zwischen den Ländern, wenn es um den sogenannten Wohlstand geht. In Südkorea und Asien steht Geld an erster Stelle, während in den USA das Geld auf Platz 5 kommt. In Indien und Saudi-Arabien ist der Wohlstand besonders wichtig (über 80 Prozent), während er in den USA bei 48 Prozent liegt. In Schweden haben 33 Prozent angegeben, nach Wohlstand zu streben. In Deutschland waren es 49 Prozent.
Neue Technologien im Mittelpunkt
Es sind neue Technologien, die junge Menschen verbindet: Fast alle der Umfrageteilnehmer haben ein Smartphone und 94 Prozent würden täglich soziale Medien nutzen. 44 Prozent gaben jedoch an, sie würden daran arbeiten, weniger Zeit im Internet verbringen zu wollen. Ein Drittel kämpft mit depressiven Gefühlen und Angstzuständen, ausgelöst durch globalem Dauerstress sowie digitalem Überkonsum.
Große Unterschiede gibt es bei Nutzung der Künstlichen Intelligenz – KI: In Saudi-Arabien und Indien leben technikaffine Menschen, hier nutzen zwischen 30 und 40 Prozent die KI. In Japan ist man vorsichtig: Gerade einmal 17 Prozent befassen sich mit der neuen Technologie.
Tradition wird immer unwichtiger
Die Abfolge Ausbildung, Job, Heirat, Haus und Kinder wird aus pragmatischen Gründen hinterfragt. Mehr als 50 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass individuelle Lebensentwürfe, in denen es um Selbstverwirklichung und emotionale Stabilität gehe, seien über traditionelle und klassische Statussymbole zu stellen. Das heißt nicht, dass traditionelle Lebensziele nicht mehr relevant seien, aber sie haben die Form verändert.
60 Prozent haben angegeben, sie würden in einer Partnerschaft sein; 34 Prozent gaben an, verheiratet zu sein. Rund die Hälfte der Singles würden sich eine Beziehung wünschen. Laut der Umfrage haben 39 Prozent ein Kind, 47 Prozent der Kinderlosen würden sich zukünftig Kinder wünschen. Aufgrund steigender wirtschaftlicher Unsicherheiten und wachsender Eigenverantwortung steigt jedoch das Durchschnittsalter bei der Geburt sowie auch die Anzahl der Familien, die nur ein Kind haben.